Enikös Frauen: Singen wie Stars


Die erwartungsvollen Blicke der etwa 200 Besucher in der St. Laurentius-Kirche Eppstein sind auf den menschenleeren Altarraum gerichtet. Nur von den Wänden reflektiertes farbiges Licht beleuchtet den Altar. Stille.

Der Chor der 50 Frauen des Sängerbunds Vockenhausen singt zur Begrüßung von der Empore „Viva la musica."

Der Einfall zu diesem Gesang aus der Höhe stammt von Chorleiterin Enikö Szendrey-Kurpjuweit, wie so vieles, das bei diesem Auftritt anders war als bei anderen. Das Konzert ist das Dankeschön des Chors für die zehnjährige Zusammenarbeit mit Enikö und gleichzeitig die Eröffnung der Eppsteiner Konzert-Saison, die am nächsten Sonntag fortgesetzt wird mit dem Jubiläumskonzert des katholischen Kirchenchors Niederjosbach und dem Auftritt der Gruppe Gospel Inspiration in der Talkirche.

Enikö verwandelte mit ihrer Regie die hundert Jahre alte St. Laurentius-Kirche in einen Konzertsaal. „Und so soll sie auch auf die Leute wirken.", sagte die Chorleiterin.

Bürgermeister Ralf Wolter spürte diese Wirkung: „Da rieseln einem ja Schauer über den Rücken", sagte er in der Pause und lobte die Klangfülle: Dem Chor sei es gelungen, die Luft in der Kirche zum Klingen zu bringen.

Moderator Andreas Maier (Ehefrau Birgit singt im Chor) führte das Publikum kenntnisreich durch das 15 Stücke umfassende Programm. „Solch ein großes Werk haben wir noch nie aufgeführt", sagte Enikö strahlend. „Dafür haben wir seit dem Frühjahr geprobt wie nie."

Das Konzert begann mit Bob Chilcotts „Peace mass", geschrieben im Jahr 2001. Enikö lernte den englischen Komponisten im Januar beim „Limburger Chorleiterforum mit internationalen Komponisten" kennen und wusste sofort: „Das ist unser Stück. Einfach genial, wie es die fünf Teile: Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei sowie englische, lateinische und gregorianische Gesänge verbindet."

„Der Leitgedanke dieses Stücks ,make us Instruments of your peace' könnte nicht aktueller sein als jetzt", so Maier. „Wir werden dieses Konzert noch mehrmals zu hören bekommen."
Spätestens dann, wenn Enikö ihre mit Pfarrer Fritz Bischoff getroffene Vereinbarung einlöst und das Konzert für die Mitglieder der Pfarrgemeinde von St. Laurentius wiederholt: Mit „Pease mass" zu Beginn und dem Medley „Sister act" aus dem gleichnamigen Hollywood-Film der Neunziger Jahre am Schluss.
In der Hauptrolle eine Barsängerin (Whoopie Goldberg). Ausgerechnet im Kloster trifft sie auf einen Chor mit enormen Problemen. Doch als Chor und vor allem durch Arbeit gelingt es den Frauen, ihr Leben umzukrempeln.

Eine Geschichte, wie für den Vockenhäuser Frauenchor geschrieben. Das Publikum feierte dieses Finale mit enthusiastischem Beifall, vor allem die junge Sopranistin Claudia Adami und Bernd Winter (Klavier und Orgel).

pp für Eppsteiner Zeitung 30.9.2004, S.1