Stars beim Konzert in St. Jakobus:
Enikö und Vockenhausens singende Frauen


Auftritt mit Seltenheitswert: Frauen und Männer singen gemeinsam "Die Ehre Gottes"

 

Die Tür der Sakristei öffnet sich und heraus schreiten nacheinander 45 Sängerinnen.
Die Zuhörer in der voll besetzten St. JakobusKirche staunen über die riesige Schar aus drei Generationen. Sie verteilt sich im hellen, renovierten Altarraum. Ihre weißen Blusen und die Halstücher in zarten, blauen Farbtönen passen irgendwie zu der neuen Kirchenbemalung.

Der Frauenchor des GV Sängerbund Vockenhausen ist fast vollzählig zum Benefizkonzert angetreten. Nur einige Mütter fehlen. Sie bekamen Babys. »Auch in dieser Hinsicht vermehren wir uns erstaunlich«, sagt Martina Seidel, die Sprecherin des Chors.

Die Zahl seiner Mitglieder hat sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt: von zwei Dutzend auf rund 50!
Einer der Gründe: mit der Masse stieg auch die Klasse! Diese Bestätigung bekamen Dirigentin Enikö Szendrey und Vockenhausens singende Frauen aus berufenem Munde: Ein Wertungsrichter gab bei einem Sängerwettstreit folgendes Urteil ab: »Dieser Frauenchor singt nicht für die Jury und nicht für den Ehrenpreis — er singt fürs Publikum!».

Dem vielseitigen Repertoire entspricht die souveräne, sichere Vortragsweise und das Erscheinungsbild des Chors. Konzentriert und gespannt wie Flitzebogen warteten die Sängerinnen auf die abrupten Rhythmus-Wechsel des für das Benefizkonzert kurzfristig einstudierten Spirituals »Joshua fit the bettle«.

Auch die Schar der singenden Frauen bestand die »Schlacht« mit Bravour.

Beim fünfstimmig gesungenen »Salve Regina« wechselten die Sängerinnen ihre Positionen und teilten sich in zwei Hälften links und rechts vom Altar auf. Die Stimmlagen 1., 2., 3. Sopran, 1. und 2. Alt waren auf fünf Gruppen verteilt. So entstand eine Art Stereo-Effekt.

Die Idee stammte von Jonas Pinto, dem Dirigenten des Männerchors. Er spielte auch die Orgel und begleitete Enikö Szendrey beim Gesangssolo »Panis Angelicus«.

Männer- und Frauen-Chor hatten ihre Gesangsvorträge in je zwei Blöcke aufgeteilt.

Die Frauen eröffneten das Konzert mit Liedern unter anderm dem finnischen Volkslied »Die Quelle« und hoben sich ihre rhythmisch-schmissigen Spirituals »Somebody's knocking« und die »Premiere« von »Joshua fit the battle« für den mitreißenden Schluß auf.

Die Männer bevorzugten sakrale und klassisch-konventionelle Stücke. »Dem Anlass entsprechend«, so ihr junger Dirigent Pinto. »Doch wir scheuten uns auch nicht, Franz Schuberts »Die Nacht« ins Programm zu nehmen.

Auf der Empore wurden Die Kinder von ihren Eltern und Chorleiterin Friederike Christmann bis zum Auftritt »ruhiggestellt«. Dann bewies Nachwuchs mit »Maria durch den Dornwald ging, »Es schneit«, »Jingle bells« und dem Lied von der Weihnachtsbäckerei sein Talent.

Zum Schluss ein Auftritt mit Seltenheitswert: Sängerinnen und Sänger sangen gemeinsam Beethovens »Die Ehre Gottes aus der Natur.« Der Pfarrgemeinderat freute sich über 1900 Mark Einnahmen und den Zusammenhalt der Gemeinde.


Text und Fotos: Paul Palmert für Eppsteiner Zeitung 9.12.1999, S.1