Bei MusiTanten weht ein frischer Wind

Nieder-Oberroder Frauenchor schrumpft sich gesund / Neue Sängerinnen willkommen

Vom 03.09.2007 IDSTEIN-NIEDER-OBERROD

Über 50 Jahre Chorbetrieb, Feste, Jubiläen und manchen Umbruch hat der Frauenchor Nieder-Oberrod hinter sich. Anfang der neunziger Jahre als "Junger Chor" neugestartet, nennen sich die Sängerinnen mittlerweile MusiTanten und sind nach wie vor mit viel Spaß bei der Sache. Einzig manchen Förderer und auch neue Stimmen könnte der Verein erneut gebrauchen.

Von Katharina Munsch für Idsteiner Zeitung

Anfang der 50-er Jahre, als allerorten das Vereinsleben wieder aufblühte, gründete sich auch der Frauenchor Nieder-Oberrod. "Unser Chor war damals ein Dorfchor wie es ihn überall gab. Nur Frauen aus dem Ort kamen und sangen, wollten sich mit den Treffen ein eigenes Freizeitvergnügen schaffen", blickt Christa Fritsch, Vorsitzende der MusiTanten zurück.

Gesungen wird nordöstlich von Idstein noch immer, auch treffen sich die Sängerinnen nach wie vor jeden Mittwoch um 20.30 Uhr zur Übungsstunde. Doch ansonsten hat sich so vieles verändert rund um den jetzt gut 20-köpfigen Frauenchor. Trotz Freundschaftssingen, zünftigen Liederabenden und - hierfür waren und sind die Nieder-Oberroder Frauen berühmt und berüchtigt - so manchen fastnachtlichen und äußerst bunten Abenden im Winter war die Gruppe der aktiven Sängerinnen stets weiter geschrumpft. Zum Schluss zählten sie allein 15 Stimmen, an Auftritte im Rahmen der Veranstaltungen befreundeter Vereine war nicht mehr zu denken - es fehlte den Sängerinnen schlicht an Stimmen. "So ein Chor muss sich ja wenigstens etwas homogen anhören, außerdem wurde auch das Publikum immer anspruchsvoller und verzieh Fehler nicht mehr so schnell", kommentiert Fritsch.

Aufhören oder sich umstellen? Diese Frage brachten die ausgehenden achtziger Jahre für die Nieder-Oberroder Sängerinnen mit sich. Aufgeben wollten sie nicht, manche aber auch an altem, traditionellem Liedgut festhalten, was wiederum neue Gesichter abschreckte. "Der Generationenwechsel damals war für viele ältere Sängerinnen, die ihrem Chor immer sehr verbunden war, bestimmt schmerzhaft", sagt die Vorsitzende. Doch allein mit einem Wechsel in der Chorleitung, dem Weg hin zu einem jüngeren Ensemble der nun neben dem traditionellen seinen Probebetrieb aufgenommen habe, sei der Chor zu retten gewesen.

Chorleiter wurde nun Jürgen Bröhl. Bislang unbekannte, mitunter auch englisch-sprachige Lieder lockten jüngere Stimmen zu den Proben. Der Chor selbst teilte sich in eine Gruppe, die sich weiter traditioneller Chorliteratur verbunden fühlte, sowie einer weiteren, die damit begann, unbekanntes Liedgut zu üben. "Das könnte ich doch auch mal ausprobieren", hatte sich auch Christa Fritsch Anfang der neunziger Jahre gedacht und war zum Frauenchor gestoßen. Ähnlich dachte manch andere Frau aus der Region und hatte rasch die Leidenschaft für das Singen in der Gruppe entdeckt. Allein dem älteren Ableger des Chores hatten die Veränderungen nicht so gut getan, er wurde kleiner und kleiner und ging irgendwann in seinem Nachwuchs auf.

Heute kommen die Sängerinnen aus Hünstetten, Idstein und Waldems. Längst sind die MusiTanten kein reiner Stadtteilchor mehr, sondern ziehen Frauen aus der ganzen Region an, die der Stil der Gruppe überzeugen konnte.

Nach einem schwierigen "Chorleiter-Casting" Ende der neunziger Jahre stieß schließlich Enikö Szendrey als neuer Kopf der Frauen zum Chor. "Wieder haben wir uns mit neuem Liedgut anfreunden müssen, doch wir lieben schließlich die Herausforderung", lacht Fritsch.

Der Ehrgeiz packte die Sängerinnen erneut, nun wollten sie nicht mehr schlicht "Junger Chor" heißen. MusiTanten war der Titel ihrer Wahl. "Ich persönlich konnte mich ja lange nicht damit anfreunden, letztendlich hat sich der Name aber durchgesetzt und ich habe meinen Frieden damit gemacht", so Fritsch.

Ihr viertes Weihnachtskonzert werden die Sängerinnen in diesem Jahr organisieren, daneben an einigen Wertungssingen teilnehmen oder Wettbewerbe des hessischen Sängerbundes besuchen. "Das hätten wir früher nie gekonnt", ist sich die Vorsitzende sicher. Sie scheinen sich also gelohnt zu haben, die mitunter schmerzhaften Neuerungen der vergangenen Jahre, denn allein durch stetigen Wandel konnte sich der kleine Chor bis heute, beinahe 55 Jahre nach seiner Gründung behaupten. "Trotzdem suchen natürlich auch wir weiterhin nach jungen Stimmen mit Spaß am gemeinsamen Singen", so Christa Fritsch abschließend. Schließlich solle es auch künftig weitergehen mit den MusiTanten aus Nieder-Oberrod.