Eppstein
Erstellungsdatum: 28.09.2016 - 00:26


Ein Fest unter Freunden

Franz Fluch, Alexander Simon, Marco Rogowski, Leons Lidums, Sheila Skinner, Patricia Sahuc und Pierre-Alain Roiron (v.li.) stellen sich zum Foto vor der Europa-Flagge auf.  Foto: bpa

Lobende Worte über Europa sind seltener zu hören seit der Flüchtlingszustrom viele Europäer verunsichert.
In Eppstein haben sich am vergangenen Wochenende die 56 Gäste aus den befreundeten Städten Langeais in Frankreich, Kenilworth in England, Aizkraukle in Lettland, Kiskunhalas in Ungarn und dem thüringischen Schwarza mit ihren Gastgebern aus Eppstein aufs Wesentliche besonnen: „Wir feiern die Freundschaft zwischen den Menschen“, sagte Europart-Chef Franz Fluch beim Umtrunk am Freitagabend auf dem Wochenmarkt. Trotz der drängenden Enge am Weinstand warteten die durstigen Gäste geduldig, bis die vor ihnen stehenden ihre Wahl zwischen weißem, roten oder Rosé-Wein getroffen hatten und saßen danach bei herrlichem Spätsommerwetter noch lange auf dem Wernerplatz zusammen.
Beim Sektempfang im Rathaus nach der Ankunft des Reisebusses am Donnerstagabend mit über 30 Franzosen aus Langeais, darunter auch Bürgermeister Pierre-Alain Roiron, gratulierte der stellvertretenden Generalkonsul Frankreichs, Franck Ristori, Eppstein und Langeais zur 30-jährigen Partnerschaft.
Selbst der drohende Brexit hatte ein Dutzend Freunde aus der Partnerstadt Kenilworth nicht davon abgehalten zur Feier nach Eppstein zu kommen. Denn gleichzeitig feierte der Partnerschaftsverein Europart sein 25-jähriges Bestehen. Fluch begrüßte außerdem Bürgermeister Leons Lidums aus der lettischen Partnerstadt Aizkraukle, Bürgermeister Marco Rogowski aus Schwarza und eine Delegation mit dem zweiten Bürgermeister Daniel Farkas aus Aizkraukles Partnerstadt Kiskunhalas. Gemeinsam verfassten sie am Sonntag beim Workshop über Integration von Flüchtlingen mit dem Europa-Parlamentarier Michael Gahler eine Resolution zur Flüchtlingshilfe.
Neben den offiziellen Treffen genossen Gäste und Gastgeber vor allem das Zusammensein. Viele kennen sich schon seit Jahrzehnten, andere, darüber freute sich Europart-Chef besonders, kamen zum ersten Mal nach Eppstein. Auch unter den Gastgebern, so Fluch, hatten einige sich zum ersten Mal gemeldet.
Gesche Wasserstraß und das französische Paar Bernadette und Arsène Loiseau kennen sich seit 30 Jahren und feierten am Samstagnachmittag mit rund 20 Freunden den 76. Geburtstag des Franzosen. Loiseau erinnerte sich: „Wir waren so nervös, als wir zum ersten Mal nach Eppstein kamen, weil wir kein Wort Deutsch sprachen.“ Als der vor einigen Jahren verstorbene Arnold Wasserstraß ihn dann mit fließendem Französisch begrüßte, war das Eis gebrochen, und eine lange Freundschaft begründet. Seitdem sehen sich die Familien mehrmals im Jahr.


30 Jahre Freundschaft mit Höhen und Tiefen
Die Atmosphäre war familiär. Beim Ausflug zum früheren geografischen Mittelpunkt Europas in Gelnhausen, beim Umtrunk auf dem Wernerplatz, aber auch beim offiziellen Festakt am Samstagabend in der Dattenbachhalle wurden Bekanntschaften vertieft und Neuigkeiten ausgetauscht. Viele der Gastgeber und Gäste kennen sich seit Jahrzehnten. Mangelnde Sprachkenntnisse werden durch Herzlichkeit wett gemacht.
Martin Beckett aus Kenilworth kennt die Region um Eppstein schon seit 40 Jahren. Als Mitglied der Bahai-Gemeinde besuchte er damals Langenhain und war 1990 sofort für die Partnerschaft mit Eppstein. Der aus Italien stammend Gino Bonarrigo will sich vom Brexit nicht entmutigen lassen und setzt sich seit fünf Jahren für eine Partnerschaft zwischen Kenilworth und seiner sizilianischen Heimatstadt Rocca Lumera ein.
Bürgermeister Alexander Simon erinnerte in seiner Festansprache an die Höhen und Tiefen der 30-jährigen Freundschaft mit Langeais. Es gebe Jahre, in denen man sich kaum gesehen habe, aber auch tiefe Freundschaften, die seit Jahrzehnten bestehen. Sogar Ehen hat die deutsch-französische Partnerschaft begründet. Er dankte dem Europart-Vorsitzenden Franz Fluch, der den Verein seit 15 Jahren leitet und im nächsten Frühjahr sein Amt abgeben will und erinnerte an die verstorbenen Väter der Partnerschaften: Die Bürgermeister Richard Hofmann und Jean Marie Gaillard und Europart-Gründer Wolfgang Wilborn.
Ein herzlicher Applaus galt Gisela Rasper, die noch immer für viele „Madame Jumelage“ verkörpert. Auch diesmal übersetzte sie zusammen mit Roland Berggötz die Ansprachen. Bürgermeister Pierre-Alain Roiron und sein Kollege Leons Lidums betonten: „Das wichtigste sind die privaten Beziehungen. Solange wir uns treffen können, ist Europa stark!“
Gesangslehrerin Enikö Szendrey leitete mit dem Musikschulchor den Festakt in der Dattenbachhalle ein und hatte mit ihren beiden Schülerinnen Solo-Liedvorträge einstudiert. Theresa Strahlendorf trug mit warmem Timbre das Lied „Turning Tables“ der englischen Sängerin Adele vor und Susanne Mauer begeisterte das Publikum mit einem souverän gemeisterten „La vie en Rose“ der legendären Edith Piaff. Mit Kaffeehaus-Musik vom Feinsten untermalten die beiden Musiklehrer Carmen und Ulrich Harrer den Abend.  bpa

Theresa Strahlendorf. Foto: bpa Musikschulchor. Foto: bpa


FOTOS