Städtepartnerschaften als Basis für ein einiges Europa

700 Jahre Stadtrechte und 20 Jahre Städtepartnerschaft mit Aizkraukle waren Anlass für den Partnerschaftsverein Europart, die Freunde aus dem lettischen Aizkraukle, der englischen Stadt Kenilworth, dem französischen Langeais und dem thüringischen Schwarza einzuladen.

Das Ritterfest auf der Burg schien der passende Rahmen dafür zu sein. Rund 60 Gäste trafen am Donnerstagabend ein und wurden im Rathaus I von Bürgermeister Alexander Simon mit einem Glas Sekt begrüßt. Limburg und ein idyllisches Restaurant an der Lahn waren die Ziele am Freitag, das Ritterfest für die meisten die erste Wahl am Samstag.

Vom Regen beim Sektempfang am Samstagvormittag auf der Burg ließen sich Gäste und Gastgeber die Laune nicht vermiesen. Im Gegenteil, ihre ansteckende Fröhlichkeit zauberte auch bei den anderen Besuchern des Ritterfestes ein Lächeln aufs Gesicht. Am Nachmittag stimmten sie im Burghof vergnügt fröhliche Lieder an, begleitet vom Barden Michael. Gisela Rasper hatte die Freunde in Langeais schon vor einem Jahr angesprochen, Roland Berggötz die Partner in Kenilworth. Aus beiden Städten kamen große Reisegruppen: Elisabeth Auger, die neuen Präsidentin des französischen Partnerschaftsvereins, erinnerte sich, dass ihr erster Kontakt nach Eppstein über die Kinder und die Basketballgruppen geknüpft wurden. David Skinner und Ehefrau Sheila sind aus Kenilworth angereist. Die 25-Jahr-Feier zur Verschwisterung mit Kenilworth im nächsten Jahr war sicher schon Gesprächsthema.

Beim Festempfang am Samstagabend war das Eis längst gebrochen, wer die Sprache des Gastes nicht sprach, behalf sich mit Englisch und notfalls mit Gebärden und Mimik. Bürgermeister Alexander Simon lobte insbesondere die privaten Gastgeber, die so viele Besucher bei sich zu Hause aufgenommen hatten. In solchen Begegnungen zeige sich, dass die Idee von einem vereinten Europa einfach grandios sei und wie wichtig die persönliche Begegnung in Zeiten der globalen Vernetzung bleibe. Schwarzas Bürgermeister Marco Rogowski dankte Europart: „Dank Ihrer Initiative haben auch wir Freunde in ganz Europa.”

Aus Aizkraukle brachte Bürgermeister Leons Lidums als Dankeschön für die Unterstützung in den vergangenen 20 Jahren eine in bäuerlicher Tradition geschnitzte Madonnenfigur mit und überreichte sie stellvertretend dem Eppsteiner Bürgermeister. „Eppstein hat uns gezeigt, wie viel durch Bürgerengagement erreicht werden kann”, sagte Lidums, dessen Land sich 1991 gerade von der Sowjetherrschaft befreit hatte.

Seit dem ersten Besuch von Sylvia Fluch 1993 in Aizkraukle sei die „gute und starke Freundschaft” ständig gewachsen. Damals suchte die gebürtige Baltendeutsche nach jahrzehntelanger Trennung Kontakt zu ihrer Tante, die inzwischen in Aizkraukle lebte, und fand eine Stadt vor mit Menschen, denen es an nahezu allem fehlte. Zusammen mit ihrem Mann Franz Fluch baute sie die Lettlandhilfe auf und organisierte rund 50 Hilfstransporte nach Aizkraukle mit Hilfsgütern im Wert von insgesamt rund 7 Millionen Euro.

Offiziell besiegelt wurde die Freundschaft beider Städte mit dem Partnerschaftsvertrag 1998. Unter anderem für dieses Engagement erhielt das Ehepaar im Juli das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Der Musikschul-Chor ließ den offiziellen Teil des Partnerschaftsabends mit den jazzigen und swingenden Melodien von „Blue Moon” und „Hit the Road Jack” ausklingen. Und dann gab es zur Feier des Tages sogar eine Premiere: Chorleiterin Ennikö Szendrey hatte mit ihren Sängerinnen und Sängern das Verschwisterungslied Langeais-Eppstein einstudiert. Gisela Rasper und Gertrud Löns, die diesmal nicht beim Fest dabei sein konnte, hatten es für die erste Städtepartnerschaft 1986 zwischen der französischen Stadt an der Loire und Eppstein gedichtet. „Wir hatten damals zwar die Texte vorbereitet, aber niemanden, der das Vorsingen übernahm”, erinnerte sich die 82-jährige Rasper. Diesmal stimmten viele im Publikum in die deutsche oder französische Version des Liedes ein und sangen mit.bpa

Am Tisch der Städtepartner beim Ritterfest herrschte ausgelassene Stimmung, da kam das Duo „Labsal” (re.) mit seinem Repertoire genau richtig.

 

Eppsteiner Zeitung 30.8.2018, S.9