Kurzweyliger Auftritt des Mittelalter-Ensembles „Madrigale“


Foto: Privat

Zur Unzeit setzte Starkregen ein, was wohl bei manchem Interessierten die Prioritäten in Richtung Niederlande-Mexiko im trockenen Wohnzimmer verschoben hat.

Sicher die falsche Entscheidung, denn was in „Mankers Scheune“ in Wallau zwei Stunden lang vom Ensemble „Madrigale“ geboten wurde, sucht seinesgleichen in der weiteren Umgebung.

13 Sänger und Sängerinnen in zeitgenössischen Gewändern zeigten auf einem fulminanten Streifzug durch 800 Jahre  mittelalterlicher Tonkunst (9.Jh. – 30-jähriger Krieg), daß die damalige Musik ungemein lebendig klingen kann und eine immense Entwicklung durchgemacht hat.
„Madrigale“ hat dabei der Versuchung widerstanden, die Musik zu „verpopen“, sondern versucht, soweit es möglich ist, den ursprünglichen Klang nachzuempfinden. Das ist kein ganz einfaches Unterfangen, da vor 1200 nur die Texte überliefert sind, nicht aber die Melodie.

Diese und viele weitere Erklärungen gab die fachkundige Moderatorin Birgit Menigat und vermittelte viele Informationen, zeigte Zusammenhänge, lieferte Hintergrundinformationen und nicht zuletzt Inhaltsangaben zu vielen Stücken, denn wer versteht heutzutage noch Althochdeutsch oder gar „macaronisches Italienisch"?  – So war die Veranstaltung nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern bot auf kurzweylige Weise auch viele aha-Erkenntnisse.

Aufgeführt wurden also: Englischer Rundgesang, Landsknechtlied, Madrigalkomödie, Balletti, Kanons, Reigentänze, Kirchengesänge, Quodlibet, Liebeslieder (Minnegesang), Trinklieder.

Das Ganze in Polyphonie mit bis zu 8 Stimmen, was bei nur 13 Sängern/Sängerinnen quasi-professionelle  solistische Anforderungen stellt. Daß das bei einem Laien-Ensemble klappt, ist der Chorleiterin Enikö Szendrey zu verdanken, die ihre Leute mit Einzelstimmbildung und intensiven Proben zu Höchstleistungen zu motivieren versteht.

Dabei gibt sie sich kompromißlos: „Der Kuckuck auf dem Zaune“ ertönte nicht ganz nach ihren Vorstellungen, also hat sie mit der Bemerkung "That's Live" abgeschlagen und das Ensemble durfte neu beginnen – nun fehlerfrei! Das Publikum zollte dieser Konsequenz ihren Respekt.


Enikö Szendrey ist übrigens keine Unbekannte: Sie hat den Frauenchor Vockenhausen zum „Hessischen Meister“ geführt, mit „Bermissima“ und den „MusiTanten“ erste Preise kassiert und leitet darüber hinaus mehrere Kirchen- und weltliche Chöre.


Am Ende des Konzerts zwar erschöpft, aber offensichtlich immer noch voller Begeisterung bei der Sache, nahmen die Mitwirkenden nach über zwei Stunden und einer Zugabe den wohlverdienten Schlußapplaus entgegen und kündigten den nächsten Auftritt an für den 1. Advent in der Pfarrscheune Eppstein-Ehlhalten.

drufk 3.7.2014

 

 

Musikalische Kurzweyl

Foto: Rudynet (weitere Fotos hier)

Musikalische Kurzweyl in Mankers Scheune.Hierzu luden die Sängerinnen und Sänger von „Madrigale“ am 29.6. um 18 Uhr in „Mankers Scheune“ nach Hofheim-Wallau ein. Die Besucher erwartete ein Abend mit Gesang und Liedgut aus Mittelalter und Renaissance, vorgetragen in zeitgenössischen Gewändern.

Seit nunmehr 8 Jahren widmet sich der Chor „Madrigale“
des Kulturkreises Eppstein unter der Leitung von Enikö Szendrey dem mittelalterlichen Gesang. Das Repertoire umfasst Lieder aus 800 Jahren, vom Merseburger Zauberspruch aus dem 9. Jahrhundert bis zu Landsknechtliedern aus dem 30jährigen Krieg. Einen nicht ganz ungewollten Schwerpunkt bildeten die Lieder über dieses und jenes Tierlein. In der einen oder anderen Version bekannt sind vielleicht die Frühlingslieder über den Kuckuck und die herbstlichen Stücke über Sankt Martin und seine Gänse, aber das Bestiarium aus Hund, Katze, Eule und anderen findet man so nicht alle Tage. Die unvermeidlichen Begleiter des mittelalterlichen Menschen, Flöhe und Mäuse, werden mit derselben Hingabe besungen wie die wohl älteste Form, mit dem Elend der Welt umzugehen: dem Trinken.
Neben der Vielfalt des anspruchsvollen Chorgesangs erklangen auch mittelalterliche Instrumente, Solo oder mit Gesang. Das Ganze wurde präsentiert in zeitgenössischen Gewändern, die mehr sind als nur Verkleidung sondern genauso zur Darbietung gehören wie die fachkundige Moderation.

Ungewohntes und Vertrautes aus 800 Jahren, vom altdeutschen Zauberspruch bis zum Trinklied,um den geneigten Zuhörer mitzunehmen auf eine musikalische, kurzweylige Reise durch das Mittelalter.

Rudynet- Die Wallauer Fotoseite 1.7.2014
Erbenheimer Anzeiger 4.7.2014; S. 20

 

 

Die Flöhe sorgen für Stimmung

 


Foto: Vollformat/Markus Eichelmann

 

KONZERT Madrigale pflegt in Mankers Scheune den Gesang des Mittelalters

WALLAU - „Mankers Scheune“ in Wallau wurde am Sonntagabend um Hunderte von Jahren in eine Zeit zurückversetzt, in der Musik und Gesang noch die Unterhaltungsfunktion ausgeübt hatten, die heute von den neuen Medien übernommen worden ist. Mit Werken aus Mittelalter und Renaissance gab das Ensemble „Madrigale“ des Kulturkreises Eppstein eines seiner seltenen Konzerte in der Wallauer Scheune, die mottogetreu geschmückt worden war. Unter der Leitung von Gesangspädagogin Enikö Szendrey deckten die dreizehn Sänger und Sängerinnen auf ihrer musikalischen Reise auch den Liedbereich über verschiedene Tiere ab, die im Mittelalter oft als alltägliche Plagegeister angesehen wurden.

Muntere Stimmung

Mit interessanten Fakten und humorvollen Einwürfen leitete Birgit Menigat die gesangsbegeisterten Zuschauer durch den Abend. Die präsentierte „musikalische Kurzweyl“, also die Unterhaltungsmusik des Mittelalters, deckte Themenbereiche wie Liebe, Frühling, das Trinken und Plagegeister wie Flöhe und Mäuse ab. Nicht zuletzt Menigats Moderationstalent war es zu verdanken, dass die Stimmung in der Scheune, welche ein besonders authentisches Ambiente für mittelalterliche Unterhaltungsmusik darstellte, den Abend über ausgelassen und munter blieb.

„Die Musik des Mittelalters ist einfach etwas ganz anderes“, versuchte die Chorleiterin Szendrey das für sie Faszinierende an dieser Epoche in Worte zu fassen. „Oft traut man sich heute gar nicht mehr, die damaligen Texte zu singen – einige davon sind schon sehr deftig“, so Szendrey. Als große Herausforderung dieser Musik, von der oft nur der Text oder nur die Melodie überliefert worden wären, sei die Mehrstimmigkeit: „Wir singen Stücke mit fünf bis sechs Stimmen, eines sogar mit acht“, zählte die Chorleiterin auf. Dies bedeute für das normalerweise vierzehnköpfige Ensemble, dass mehrere Sänger eine Stimme einzeln besetzen müssten. „Da muss jeder seine Stimme perfekt können“, betonte Szendrey.

Die Komplexität der vielen polyphonen Stücke schlug sich dann zwar in einem besonders diffizilen Lied („Der Kuckuck auf dem Zaune“) nieder, welches das Ensemble nach einem Fehlversuch neu ansetzen musste. „Das ist eben live – und jetzt direkt noch einmal!“, winkte die Leiterin das Missgeschick jedoch ab, das alle mit Humor hinnahmen. Die „Madrigale“ proben einmal pro Monat im Eppsteiner Rathaus und wollen, da sie im vergangenen Jahr kein Konzert gegeben haben, dieses Jahr gleich zweimal auf die Bühne: Am ersten Advent dürfen in Ehlhalten adventliche Mittelaltergesänge genossen werden.

Larissa Kreisel für Wiesbadener Kurier 2.7.2014