Grimms-Märchen romantisch

Ein bekannter Frauenchor gastiert am Sonntag, 16. November, um 18 Uhr in der Eppsteiner Talkirche mit einem kaum bekannten Singspiel von Franz Abt. Das szenische Werk „Die sieben Raben“ wurde vom Chor „Bermissima“ erstmals im vergangenen Jahr in Idstein aufgeführt, wo es viel Begeisterung auslöste. Das unterhaltsame Singspiel mit seinen sich abwechselnden Text- und Gesangspassagen und der stimmungsvollen Klavierbegleitung eignet sich für die ganze Familie.

Der bekannte Komponist lebte lange in den USA, kehrte jedoch kurz vor seinem Tod nach Wiesbaden zurück, wo er auf dem Nordfriedhof begraben liegt. Obwohl seine Chorwerke häufig aufgeführt werden, sind die ausschließlich für Frauenstimmen geschriebenen Werke kaum bekannt.

Der Frauenchor Bermissima aus Waldems-Bermbach ist mit 62 Jahren einer der ältesten selbstständigen Frauenchöre Hessens und hat sich auf romantische Chorwerke für Frauenstimmen spezialisiert. Unter der Leitung von Enikö Szendrey aus Eppstein haben sich die Sängerinnen zu einem wohlklingenden Chor entwickelt, der auch vor anspruchsvoller Literatur nicht zurückschreckt. Dabei können die Frauen Soli, Duette und Terzette aus den eigenen Reihen besetzen. Seit einigen Jahren werden sie von Silke von der Heidt auf dem Klavier begleitet.

Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.

Eppsteiner Zeitung 28.10.2014

 

Märchenhaft schön

Romantisches Singspiel in der Talkirche

Brüder sind in Grimms Märchen oft abhängig von ihren Schwestern, obwohl ja in hergebrachter Weise die jungen Männer die Befreier sein sollten und die jungen Mädchen die hilflosen Opfer!

In „Die 7 Raben“ befreit die jüngste Schwester ganz alleine ihre in Vögel verwandelten Brüder. Sie muss dafür mutig durch den Wald gehen, auf die Hilfe der Natur in Form von Blumen und Sternen vertrauen und sogar einen Finger opfern.

Ein Zwerg, der die sieben, lediglich traurig wartenden Raben jahrelang verköstigt hat, entpuppt sich als gewiefter Geschäftsmann, der sich die Entzauberung zum Prinzen und damit einen angemessenen Lohn erhofft.


Das reizende Märchen von einem aufgeweckten und mutigen Mädchen hat Franz Abt konsequenterweise für Frauenchor und Solistinnen vertont. Der Spätromantiker und Zeitgenosse Felix Mendelssohns verdichtete die vertonte Handlung auf die wichtigsten Personen und Abenteuer und nutzt dazu die Verse von Hermann Francke.


Der Chorleiterin Enikö Szendrey gebührt großen Dank, dass sie dieses fast vergessene unterhaltsame Werk „ausgegraben“ und mit ihrem kleinen Chor aus Waldems einstudiert hat. Temperamentvoll begleitete Silke von der Heidt am Klavier und die überzeugende Sprecherin Anke Dambeck zog das Publikum förmlich in ihren Bann.

Die Schwester (Lydia Lies) verzauberte durch schwebende Leichtigkeit und brillierende Höhen. Der Rabe (Ute Hoch) klagte überzeugend und der Zwerg (Anke Schmidt-Hohn) begeisterte die Zuhörer mit warmer Stimme und hinreißende Juchzern.

Der Chor erstaunte durch seine kleine ausgewogene Besetzung und den schönen Zusammenklang, unterstützt von der guten Akustik der Talkirche.
Die gelungene Aufführung und ehrliche Begeisterung des Publikums zeigten einmal mehr, dass auch vermeintlich „alte Werke“ in der von flachen Popsongs dominierten Welt begeistern können. So zeitlos, jung und frisch haben die Zuhörer ein altes, romantisches Märchen sicher noch nie von einem Frauenchor gehört.